Journal für Orgel, Musica Sacra und Kirche
ISSN 2509-7601Neue Orgelmusik braucht das Land - Ein paar Anmerkungen zur innovativen Kompositionsszenerie
Über die reüssierende Komponistin Margaretha Christina de Jong heißt es: "Neben ihrer Tätigkeit als Konzertorganistin, Kirchenmusikerin und Dozentin profiliert sie sich mehr und mehr als Komponistin." Neben den Kompositionen des um sechs Jahre älteren Andreas Willscher gehören ihre Werke zu den derzeit angesagten Highlights der Orgelszene, die kommunizierbare Musik mit plausibel vertretbarem Übeaufwand für das Organistenamt benötigt. Wahrscheinlich liegt dieser Erfolg an der individuellen Stilsynthese, die der US-amerikanische Komponist und Organist Carson Coomann angesichts der Werke Willschers beschrieb: "His organ works are very diverse, ranging from large-scale post-tonal pieces to some that blend elements of the traditional repertoire with contemporary jazz and pop influences."
Wider die drei L des Orgelmantras
Die kirchenmusikalische Szene ist recht diversifiziert. Das Orgelmantra "langsam, laut und langweilig" zuzüglich einer musikalischen Denkmalpflege hat viele Gemeinden bereits vernehmlich gesättigt. Das traurige Ergebnis ist: Man hört gar nicht mehr zu oder verzichtet ganz auf den Einsatz der Orgel, wenn es möglich ist. So gibt es nun eine innovative Gegenbewegung, die sich gegenüber dem sog. Neuen Geistlichen Lied und dessen einseitigen Ausläufern ein Terrain zugunsten einer neuen Akzeptanz von Orgelmusik im Gottesdienst sucht. Sie scheint sich zwischen dem genannten Da-capo "Bach bis Reger" und dem zu etablieren, was wir in der Regel mit Orgelpop bezeichnen. Die Komponisten Matthias Nagel oder Michael Schütz wären hier als profunde Vertreter dieser Richtung zu nennen.
Margaretha Christina de Jong gehört mit Andreas Willscher zu dieser Bewegung: Bewährte Formen vom Barock bis zum Jazz oder gar Bar-Piano-Sound werden aufgegriffen, weiterentwickelt und individualisiert.
Charaktervolle Programmmusik und die Frage nach der "Männersache"
Insbesondere programmmusikalische Charakterstück-Sammlungen gewinnen zunehmend an Boden. Heißt es – salopp artikuliert – bei Willscher „Laubforsch“, „Glühwürmchen“ oder „Ruth“ und „Judith“, so sind nun bei de Jong u.a. „Sehnsucht“, „Dankbarkeit“ oder „Heimweg“ angesagt. Die grundsätzliche Liturgizität der Werke kann mitnichten bezweifelt werden. Eine Bedenkenträgerei dieser Art wäre lediglich etwas für rubrizistische Fundamentalisten fernab jeglicher theologischer Reflexion. Ihnen sei zugerufen: Seit wann gehören der Laubfrosch oder der Heimweg nicht zu Gottes großem Garten?
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Stolz schrieb der Verlag ihres Vertrauens vor einiger Zeit: „Fast 90 Jahre lang war Komponieren im Butz-Verlag “Männersache”. Dieser Umstand ist nun Geschichte, und verantwortlich dafür ist eine niederländische Künstlerin, die als Organistin und Komponistin bereits in internationalem Ansehen steht: Margaretha Christina de Jong aus Middelburg (Zeeland) versteht es vorzüglich, auf dem Boden der barocken und romantischen Tonsprache klangvolle Werke zu komponieren, die von der Zuhörerschaft immer begeistert aufgenommen und bewundert werden.“
Das stimmt gewiss, es ist aber mittlerweile nur die halbe Wahrheit. Mehr und mehr wird deutlich, dass de Jong in vielen Stilen sehr versiert zu Hause ist. Ihr Studium bei Guy Bovet (Basel) und Jean Langlais (Paris) ist bei allem Talent eine gute Voraussetzung dazu gewesen.
Erweiterte Jazz-Harmonik und rhythmische Eigenständigkeit
Die barocke Formensprache im Sinne von Stilkopien beherrscht De Jong profund, indes wirkt sie in der romantischen Faktur oder dem impressionistischen Genre innovativer, was durchaus in der Natur der Sache liegt. Sie vermag aber auch noch gänzlich andere Hörimpulse und Wahrnehmungsgenüsse zu platzieren, denn die erweiterte Jazz-Harmonik scheint für sie ebenfalls eine lustvolle Herausforderung zu sein. Sie nutzt sie sowohl für reflektiert-ernste als auch humorvoll-verschmitzte Formen, die eine rhythmische Eigenständigkeit an den Tag legen. In diesem Zusammenhang fallen ihre "Zwölf Fantasiestücke op. 71" beispielhaft angenehm auf. Schnell ist das Verlangen geweckt: Das möchte ich noch einmal hören!
Margaretha Christina de Jong besitzt bei aller fühlbaren Diszipliniertheit ihrer sicheren Satztechnik die Kompetenz, attraktiv changierende Klanggewänder zu präsentieren. Vermutlich liegen nach allen bisherigen Anerkennungen ihre weiteren Erfolge insbesondere im Bereich populärer und individualisierter Kompositionsformen. Hier kann ihre eigentliche Stärke gesehen werden. Es ist die Kompetenz, die wir bereits bei Andreas Willscher zu schätzen gelernt haben.
Fazit
De Jongs instruktive und vielseitige Orgelwerke sind eine nachhaltige Bereicherung für die kirchenmusikalische Szene. Wer Bedarf an aktueller und ambitionierter Orgelmusik hat, ist mit den Werken der niederländischen Komponistin äußerst gut beraten.
(mpk - 18.09.2016/edit 28.07.2019)
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Zitate zu de Jong aus der kirchenmusikalischen Presse:
"Die Intonationen zu ö-Liedern aus dem Gotteslob und evangelischen Gesangbuch der niederländischen Organistin und Komponistin de Jong sind klanglich ansprechend und vom Schwierigkeitsgrad an den Fähigkeiten von nebenamtlichen Organisten orientiert. Sie bieten eine gelungene Alternative und Ergänzung zu anderen in diesem Bereich bereits erschienenen Publikationen." [Kirchenmusik im Bistum Aachen 4/2015]
"Die 120 Intonationen lohnen sich für alle Organisten, die Einleitungen mit leichter
Spielbarkeit suchen, da es der Komponistin gelungen ist, Umfang und technischen
Aufwand gering zu halten, ohne auf Musikalität zu verzichten." [orgel-information.de 9/2015]
"De Jong legt in dieser Publikation griffige und technisch leichte Intonationen zu 120 Lieder vor. Eine sehr praxistaugliche und empfehlenswerte Publikation!" [Kirchenmusik im Bistum Limburg 1/2016]
"Kompositorisch an barocker Klangsprache orientiert, bieten die drei größeren Bearbeitungen eine lohnenswerte Repertoireerweiterung adventlicher Orgelmusik für Gottesdienst und Konzert. Versierte Organisten werden ihre Freude an diesen Stücken haben." [Kirchenmusik im Bistum Aachen 4/2015]
"Die Sätze sind fantasiereich, gut gearbeitet und wirkungsvoll. Zudem gibt es ja nicht gerade viel Orgelliteratur über das erste dieser Lieder. Die technischen Anforderungen sind mittelschwer. Empfehlenswert." [Kirchenmusikalische Mitteilungen Freiburg 72/2014]
"Die Tonsprache orientiert sich an barocken Vorbildern. Die Partita zeigt verschiedene Melodiedurchführungen auf, besonders reizvoll ein Tenortrio mit Ritornell. Eine Fuge im Organo Pleno rundet den Zyklus ab." [Neue Töne. Kirchenmusik im Bistum Münster I/2016]
"Das Werk ist durch die langsamen Tempi eher einfach zu spielen und bildet eine sehr schöne Bereicherung der Orgelmusik zu diesem Choral." [Musik & Gottesdienst 3/2016]
"Die vielseitige niederländische Komponistin liefert mit dieser neuen Sammlung sieben beeindruckende Beweise für ihre souveräne Art, der Orgel (spät-)romantische Klänge zu entlocken. Sowohl festliche, effektvolle Stücke zieren den Band, wie auch zarte Cantilenen; alle eignen sich deshalb sowohl für den Einsatz im Gottesdienst wie auch im Konzert." [Kirchenmusikalische Mitteilungen Paderborn 1/2015]
"Sieben Charakterstücke mit Witz und Ideenreichtum. Der mittlere Schwierigkeitsgrad ist angemessen für den Effekt der Stücke. Die Musik macht Spaß. Empfehlenswert!" [Kirchenmusikalische Mitteilungen Freiburg 72/2014]
"De Jong wartet mit einer Überraschung auf: Tänze für die Orgel! Sehr eingängige
Musik und eine echte Bereicherung für das Orgelrepertoire." [De Orgelvriend 3/2015]
"Die sieben Tänze der niederländischen Kirchenmusikerin de Jong sind hervorragend
gemacht, sprühen vor Witz, Elan und stilistischer Sicherheit." [Musica Sacra 4/2015]
"Dank der Suite caractéristique von de Jong können nun auch Organisten ihre Zuhörer in Bezug auf dieses Lied mit farbigen und einfallsreichen Variationen im romantischen Stil begeistern!" [Kirchenmusikalische Mitteilungen Paderborn 1/2015]
"De Jong präsentiert hier die volle Bandbreite ihres kompositorischen Könnens."
[Kirchenmusik im Bistum Limburg 1/2015]