Journal für Orgel, Musica Sacra und Kirche
„Ich bin Liv“ - Kindeswohlgefährdung durch Transgender-Aktivismus im WDR-Kinderkanal?
Die Kontextualisierung eines Radiobeitrags für 8-Jährige im gesamtgesellschaftlichen Diskurs
Meinem geliebten Deutschlandfunk wollte ich den Rücken kehren, weil mir das dort grassierend aggressive und sprachfalsche Gendern (mit dem Glottisschlag beim Stern*chen) gehörig aufs Gemüt schlug. So landete ich mit dem WDR allerdings gehörig in der Traufe, daran änderte auch die Feineinstellung WDR 5 nichts. Insbesondere der aktivistische Trans-Beitrag für Kinder ("Ich bin Liv") ließ mich und meinen Bekanntenkreis doch sehr verstört zurück.
KiRaKa mit suggestivem Feature über Transkinder
Also, worum geht’s
eigentlich im Genaueren? Der WDR veröffentlicht in seinem Hörfunk-Kinderkanal
KiRaKa ein Feature über Transkinder und empfiehlt es Kindern ab 8 Jahren.
Berichtet wird über einen Jungen, der sich bereits mit sieben Jahren in seinem
Körper sehr unwohl fühlt und infolgedessen mit Hilfe von Eltern, Psychologen
und Ärzten auch einer wohl längeren Therapie unterzieht. Im Feature wird nicht
deutlich, wann genau mit der offensichtlich sehr nachhaltigen Hormongabe
begonnen wurde. Die Erwähnung der „langen Reise in ihr neues Leben als Mädchen“
ist vieldeutig.
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"Ich bin Liv - Das Leben von TranskindernRedaktion: Andreas Blendin
Produktion: WDR 2021
ab 8 Jahren" (Aufruf 6.3.2021)
https://kinder.wdr.de/radio/kiraka/hoeren/radiogeschichten/ich-bin-liv-102.html
Die nun dreizehnjährige
Liv, vormals Finn, wird von der Journalistin Jana Magdanz interviewt. Aufgefallen
ist mir Livs dysphone Stimmlage. Liv wird „mit blonden langen Haaren, Rock und
mit Schminke und Schmuck“ beschrieben, was im Sinne des Gendergedankens Fragen
aufwirft. Die eigentliche Stimmung des WDR-Kinderbeitrags erscheint mir betont respektvoll,
aber auch unkritisch wohlwollend, ja im appellativen Duktus recht persuasiv und suggestiv.
Die Hintergrundmusik trägt ihren Anteil dazu bei. Es ist eine Mischung aus
Kindergottesdienst und Sendung mit der Maus. Aber nur fast.
Beinahe eine Mischung aus
Kindergottesdienst und Sendung mit der Maus
Der Beitrag lässt kritische Fragestellungen schmerzlich vermissen: 1. Was würde sein, wenn Liv resp. Finn den Schritt später bereute? 2. War Finn resp. Liv überhaupt entwicklungspsychologisch betrachtet in der Lage, diese weitreichende Entscheidung zu treffen? 3. Welche Rolle spielen Eltern, Psychologen und insbesondere Ärzte, wenn sie einen derartigen Schritt sekundieren und irreversible Schritte vor der Pubertät medikamentös einleiten? (Leider widmet sich der im O-Ton eingespielte Arzt eher einer unbedingten Moralität des sog. Gendersternchens.) 4. Was passiert in psychischer Hinsicht mit Livs Persönlichkeitsentwicklung unter der Hormongabe? Und vor allem: 5. Ist dieser aktivistische Beitrag für Kinder ab 8 Jahren ein Akt untunlicher Frühsexualisierung?
Verortung des WDR-Beitrags im gesellschaftlichen Diskurs
Bei aller Selbstzensur weiß ich, dass ich mit diesen Nachfragen vor dem jakobinischen Wohlfahrtsausschuss ambitionierter Aktivisten mitnichten bestehen kann, schließlich ist man in diesen Tagen auch zunehmend für die Hermeneutik seiner eigenen Texte verantwortlich. Gleichwohl gilt es, den genannten WDR-Kinderbeitrag innerhalb der gesellschaftlichen Debatte zu abstrahieren und zu kontextualisieren.
Ich verstehe grundsätzlich das ursprüngliche Anliegen von Political Correctness, des Gendergedankens und des Eintretens für Minderheitenrechte. Da bin ich voll dabei. Keine Frage, der Apostel Paulus ist mit seiner Freiheitsformel in Gal 3,28 ein Wegbereiter dieser abendländischen Errungenschaft. Aber bereits mit dem Terminus „abendländisch“ setze ich mich einer mehr und mehr gesamtgesellschaftlich problematisierten Cancel Culture aus, die moralisch indiziert und nicht mehr diskutiert. Dialektik, freie Meinungsäußerung und intellektuelle Realisation von Aufklärung sind angesagt. Insofern gestatte ich mir die These, diese kulturgeschichtlichen Errungenschaften unserer Breitengrade doch zunehmend in Gefahr zu sehen.
Und darüber hinaus
behaupte ich: Political Correctness, der Gendergedanke und Minderheitenrechte
haben grundsätzlich ihr Ziel erreicht und bereits ihre gesellschaftliche Beachtung gefunden, was nur
recht und billig ist. An ihrer weiteren Realisierung muss zweifelsohne immer
wieder gearbeitet werden, insbesondere bei gesellschaftlichen Gruppen, die sich
mit dem Phänomen Toleranz schwertun und unser Grundgesetz nicht im Bücherregal stehen
haben.
Mehr und mehr extremistische Züge der Aktivisten
Der Forderungskatalog der Aktivisten nimmt jedoch mehr und mehr extremistische Züge an und der Zenit einer Identitätspolitik nebst postkolonialer Theorie scheint überschritten. So hat sie zunehmend Akzeptanzprobleme. Literaturklassiker aus Lehrplänen und Opern aus Spielplänen zu streichen, macht deutlich, wie sehr man Geschichte ex post verändern möchte, anstatt sie zu erörtern. Ich spüre Verweigerung statt Diskurs und vermisse die Tugend der Temperantia, wenn man bereits das Schachspiel für rassistisch hält, weil die Regel „Weiß beginnt“ falsch dekonstruiert wird.
In akademischer
Hinsicht bin ich zunehmend enttäuscht, denn als beispielsweise die britische Bath
Spa University eine Masterarbeit über Transgender-Personen ablehnte, die ihren
Schritt nach einer operativen Geschlechtsumwandlung bereuen, weil das Thema
politisch nicht korrekt wäre, konnte ich nicht umhin, das für einen kafkaesken
Plot zu halten.
Übrigens deutet Liv einen späteren OP-Schritt in der 43. Minute unumwunden an.
Ungeachtet der immer richtigen Worte: Pech beim linearen Denken
Und so kehren wir zum
Ausgangspunkt zurück: Jana Magdanz als Autorin und Andreas Blendin als Redakteur
hatten vermutlich Pech beim Denken. Meinem Eindruck zufolge meinen sie, dass man
bereits Achtjährigen die These unterbreiten solle, es wäre nichts
Ungewöhnliches, wenn „bei der Geburt ein falsches Geschlecht aufgeschrieben“
werde. Offenbar soll ab der dritten Klasse der Eindruck erweckt werden, dass der ggf. subjektiv
als Fehler wahrgenommene Umstand des eigenen Geschlechts in summa relativ
problemlos korrigiert werden könne. Und da ist sie wieder: die Korrektur ex
post und ohne hinreichenden Diskurs.
Selbst wenn man
trotz der weiteren Aspekte des Features eine übermotivierte Frühsexualisierung verneinte:
Warum ist der Kinderkanalbeitrag „Ich bin Liv“ so unkritisch linear konzeptioniert?
Wer jetzt meinte, dass eine dialektische Erörterung für Achtjährige doch
überfordernd wäre, müsste das auch bezüglich einer frühsexualisierenden Missionierung
annehmen.
Wohlweislich berücksichtigen Gesetzgeber und Rechtssprechung
die entwicklungspsychologischen und neurobiologischen Altersschwellen von 14,
18 und 21 Jahren. Im Feature des WDR-Kinderkanals sind sie nicht beachtet worden.
Ich meine, dass der von mir mitfinanzierte Rundfunk hier eine bislang beachtete Grenze deutlich überschritten hat und kann persönlich nicht umhin, das Wort einer zumindest fahrlässigen Kindeswohlgefährdung inhaltlich zu assoziieren. So erweisen Magdanz und Blendin dem grundsätzlich berechtigten Anliegen Transgender mit ihrem Tabubruch einen Bärendienst. Schlichtweg: too much.
© mpk/März 2021