Journal für Orgel, Musica Sacra und Kirche
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Wie ich zur minimalistischen Krippe kam
Vor vielen Jahren hatte ich einmal in der kleinen Schlosskapelle meines Heimatortes den Orgeldienst anlässlich einer Hochzeit zu versehen. Auf der knarzenden Mini-Empore stand ein dem modrigen Ambiente dienliches Harmonium. Auch eine Sängerin war zugegen. Alle hatten alles richtig gemacht. Gleich zu Beginn der Feier passierte aber etwas, was ich bis heute - auch wortwörtlich - sehr gut in Erinnerung habe. Der der Liturgie vorstehende katholische Pfarrer gebot, dass das Fotografieren doch bitte unterbleiben solle. Er sagte dies dem Fotografen recht moderat und bestimmt zugleich. Sein begründender Satz war: "Es gibt Dinge, die kann man nicht fotografieren."
Damals habe ich diesen Geistlichen nicht recht verstanden. Dass er manches besser hätte absprechen können, steht auf einem anderen Blatt, dessen Rückseite ich nicht kenne. Erst im Laufe der Zeit musste ich dessen ungeachtet bei der Lektüre von Lukas 2 immer wieder an diese Szene denken, denn dort heißt es: "Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach."
Fast 30 Jahre später triggerte Bernd Mönkebüscher bei mir mit seinem Buch "... und sie
wickelte ihn in Lumpen und Liebe" und der dort zu Beginn kurz erwähnten minimalistischen Krippe diese Erfahrung. Denn vielleicht ist es auch mit dieser Art von Krippe so: Das eigentliche Bild trägt man im Herzen. Bewahrend und schöpferisch. Man rekonstruiert Altes und konstruiert Neues, ohne es zu verfälschen, da man gar nicht ohne die alte DNA kann. Insofern ist die abstrahierte Krippe auch ganz offen für frische Bilder, die die alten komplementär zu ergänzen vermögen.
Ich bin dankbar für den damaligen Satz und den neuen Impuls. Übrigens: Jesus soll ohne Heiligenschein in der Krippe gelegen haben. Man hat ihn also nicht sofort erkennen können. (mpk)