Journal für Orgel, Musica Sacra und Kirche

                   ISSN 2509-7601



Ein Kommentar zu Leo XIV. und dem Ordo amoris 

Selbstverständlich war Pater Robert Francis Prevost eine gute Wahl. Die Schnittmenge ist groß und vielfältig. Für alle ist etwas dabei. In Zeiten, in denen sich viele Katholiken wie in einem Boot fühlen, ist es gut, wenn nicht alle auf einer Seite sitzen.

Die ersten Eindrücke perpetuieren sich: Liturgisch ganz klassisch auf der Loggia - mit Monzetta und bekannter Stola, mit liturgischem Gruß, lateinischem Ave Maria und einem Ablass, ja das wird wohl das Kontrastprogramm zum Sozialethischen sein. Wir kennen es. Sein Bekenntnis zum synodalen Prozedere kann die Protagonisten des sog. Synodalen Weges bundesdeutscher Couleur sicherlich eher besorgen als trösten.

Um die Ausrichtung Leos XIV. einmal politisch in gesäßgeografischer Manier einzuordnen: Kirchenpolitisch mag er wohl eher rechts und in der katholischen Sozialehre definiert links sein. Das hatten wir alles bereits und es funktioniert. Johannes Paul II. hatte es in der Tradition Leos XIII. auf den Punkt gebracht. Die Stichwörter seiner Soziallehre wie „Strukturen der Sünde“ versus „Tugend der Solidarität“ müssen an dieser Stelle reichen.

Gretchenfrage: Wie hält es Leo XIV. mit dem Ordo amoris?

In dem voraussichtlich langen Pontifikat Leos XIV. wird noch vieles zu klären sein. Insofern sind viele Einschätzungen elaborierte Kaffeesatzleserei. Indes fiel Leos pointierte Einlassung zu J. D. Vance auf: "JD Vance is wrong: Jesus doesn't ask us to rank our love for others" (Robert Prevost auf X - 03.02.2025).

Leos Aussage mag vielleicht sogar völlig korrekt sein, wenn wir sie gänzlich auf Jesus beschränken. Vielleicht hat Jesus das derartig gesehen. Wir können Jesu originäre Option aber nicht wirklich sicher erkennen. Kirche und Theologie haben sich deshalb im Laufe der Jahrhunderte immer wieder in einem gemeinschaftlichen Ringen gefragt, welche Stufungen der Nächstenliebe angesichts realer Herausforderungen zu treffen sind. Rettungssanitäter oder Sozialarbeiter dürften diese Fragen gut nachvollziehen können.

Ergo: Selbstverständlich gibt es eine begründbare Hierarchie der Nächstenliebe. Der Ordo amoris wird weiterhin ein Thema bleiben. Zwangsläufig. Vielleicht kann Leo XIV. mithelfen, noch ein wenig mehr Struktur in die Angelegenheit einzupflegen. Dazu Gottes Segen!  (mpk)  


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